Der Jahresbeginn startete mit einem anderen Gefühl, als ich es mir erhofft hatte.
Kein klarer Startschuss, kein frischer Wind, der mich trägt – sondern eine schaukelige, stürmische See, in der vorankommen echte Kraftanstrengung bedeutet.
Und Ernüchterung macht sich in mir breit: Die Erholung über den Jahreswechsel war zu kurz, zu oberflächlich. Mein Körper pocht laut auf eine Pause – aber mein Kopf mit dem vollen Kalender in der Hand am Steuer ruft „weiter, weiter, weiter“.
Es kam, wie es kommen musste: Eine Entscheidung, die mir so schwerfiel – aber notwendig war: Ich sagte einen großen Workshop schweren Herzens ab. Aus gesundheitlichen Gründen. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich das je getan habe …
Im ersten Moment sprang sofort das schlechte Gewissen an, doch im zweiten Moment tauchte noch etwas anderes an der Oberfläche auf: Erleichterung im Körper und Ehrlichkeit mir gegenüber. Und noch etwas wesentliches: Verantwortung für mich selbst – und damit auch für alle, die auf mich und meine Qualitäten bauen.
Ich weiß: Viele Zahnärztinnen, mit denen ich arbeite, kennen genau dieses schwere Gefühl.
Der volle Terminkalender, das Team, das sich Präsenz wünscht, die PatientInnen, die gut versorgt werden wollen – und gleichzeitig das eigene Ich, das irgendwo zwischen Behandlungszimmer, Bürokratie und Verwaltung und dem Privatleben leise ruft: „Ich kann nicht mehr.“
Dieses Quartal hat mich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Denn während ich selbst durch diese „raue See“ schaukelte, bereitete ich mich auch auf eine Prüfung in meinem Kommunikationspsychologie-Studium vor – Thema: Allgemeine Psychologie. Und plötzlich las ich mich nicht nur tiefer in die Theorie. Ich las ein Stück mich selbst.
Emotionen. Motivation. Bedürfnisse. Stressregulation.
All das, was ich sonst gerne analysiere, coachend begleite, theoretisch für andere gut einordne – war auf einmal mitten in meinem eigenen System aktiv.
Ich tauchte tiefer in die Zusammenhänge, verstand welche Mechanismen ablaufen, wenn das eigene Nervensystem am Limit läuft und der eigene Akku leer ist. Wenn der Antrieb im Alltag nicht mehr aus der Freude an der Arbeit, sondern aus einem Druckgefühl kommt und wenn lange verborgene, tiefverwurzelte Glaubenssätze hochploppen, die eine wirkliche Veränderung, trotz besseren Wissens, erfolgreich zu verhindern versuchen. Ja, das menschliche Gehirn macht schon spannende Geschichten!
Diese, nicht ganz neue, aber diesmal nicht zu ignorierende Erkenntnis war der Moment, erstmal das Auftauchen der Glaubenssätze zu begrüßen, und das Steuer wieder bewusst in die Hand zu nehmen. Wie kann ich meinen inneren Kurs korrigieren und neu auszurichten?
Ich habe mich entschieden, mir wieder Unterstützung an die Seite zu holen. Nicht als Zeichen von Schwäche, sondern aus dem Gefühl der Verantwortung.
Ich arbeite nun mit einem Coach und ihrem kritischen Blick auf „mein großes Ganzes“ – nicht, um „mehr zu leisten“, sondern um den Raum zu schaffen, in dem Leistung wieder in Leichtigkeit entstehen darf.
Denn das habe ich in diesem Quartal noch einmal tief verinnerlichen dürfen:
„Ich bin die wichtigste Person in meinem Unternehmen!“
Und das gilt auch für dich in deinen verschiedenen Rollen: als Zahnärztin, als Unternehmerin, als Mutter, Ehefrau und vor allem als Mensch mit deiner eigenen Persönlichkeit.
Gerade in der Zahnmedizin wird so oft über Praxismanagement, Effizienz, Mitarbeiterführung und Wirtschaftlichkeit gesprochen – aber kaum über die Frau hinter der Praxis. Die, die oft still und perfekt funktioniert, organisiert, auffängt – und dabei sich selbst immer weiter nach hinten schiebt und sich oftmals verliert.
Doch eine Praxis kann nur dann gesund geführt werden, wenn es der Praxisinhaberin gut geht: Nicht perfekt. Nicht dauerhaft voller Energie. Aber stabil. Genährt. In sich selbst verankert und ohne sich für andere zu verbiegen.
Die kurze Auszeit während der Fastenzeit machte nochmal deutlich, wie lange es bei mir gedauert hat, dass die Pause im Körper ankommt. Nach 4 Tagen ließ die Spannung soweit nach, dass sich eine fette Erkältung ihren Weg bahnen konnte. Und auch die habe ich erstmal an Bord begrüßt und mich um sie und mich gekümmert.
Die letzten Wochen haben mir deutlich gemacht, was es heißt, innezuhalten, bevor der Körper die ganz große Notbremse rausholt. Was es bedeutet, nicht im Stau anzukommen und mit Vollgas weiter rauschen zu wollen, sondern Tempo rauszunehmen, durchzuatmen und nach passenderen Wegen Ausschau zu halten.
Daraus ist ein wachsamerer Blick entstanden. Kein radikaler Neustart. Aber eine bewusste Kurskorrektur.
Ich gehe aus diesem anstrengenden ersten Quartal trotzdem zufrieden heraus – mit einem besonders wertvollen Erfolg:
Eine neue Verbindung zu mir. Ein tieferes Verständnis für das, was ich brauche, um mich gesund zu führen. Und die Erkenntnis, dass Selbstfürsorge kein Luxus ist, sondern die Basis für Qualität.
Ich wünsche mir, dass wir uns – gerade als Unternehmerinnen – diesen Raum viel öfter erlauben. Vorbild sein – auch in der Fürsorge für sich selbst ist echte, nachhaltige Führung.
Und vielleicht darfst auch du dir gerade erlauben, kurz innezuhalten, zu atmen, und dich zu fragen:
Was brauche ich, um gesund, kraftvoll und mit Freude in meiner Praxis zu stehen?
Schau auch in meinen anderen Blogartikeln nach hilfreichen Ideen, die dich und deinen Weg zu mehr Zufriedenheit unterstützen. Und wenn du diesen Weg nicht allein gehen möchtest, melde dich gerne bei mir.